Vorstellung der Waldgruppe mit einem Interview mit M. Geiger

(M.Geiger/I.Gebauer)

Nun arbeiten wir seit Sommer 2019 an zwei Vormittagen in der Woche mit unserer Waldgruppe in Tägerwilen. Wir gehen unterschiedlichen Aufgaben und Aufträgen vom dort verantwortlichen Forstbetrieb, unter der Führung von Pascal Epper nach. Zwischenzeitlich waren wir sogar auch an vier Vormittagen in Ermatingen und zusätzlich in Tägerwilen im Wald tätig. Wie das Projekt entstand, welche Erlebnisse und Entwicklungen es in den letzten Jahren gab und was für Zukunftsaussichten bestehen, kann uns Markus Geiger im nachfolgenden Interview berichten.

Lieber Markus, du bist jetzt seit Juni 2019 im Besmerhuus mit einem Stundenpensum für das Waldprojekt angestellt. Könntest du dich unseren Lesern kurz vorstellen.

Was ist dein beruflicher Hintergrund und wie bist du mit dem Besmerhuus in Kontakt gekommen bzw. wie bist du zu dem Projekt gekommen?

Ich bin Ureinwohner von Ermatingen und dort aufgewachsen. Nach der kaufmännischen Lehre bin ich in die Westschweiz gezogen und habe den Beruf als Forstwart erlernt. Über zwanzig Jahre habe ich am Napf (Kanton Luzern) gelebt und nach einem 4-jährigen Abstecher nach Tansania (Ostafrika) bin ich 2011 in meine alte Heimatzurückgekehrt. Seit 2012 leite ich Arbeitseinsätze im Tägerwiler Wald, zuerst mit Asylsuchenden und dann, nach einer Anfrage von Markus Bruggmann, auch seit 2019 für den Verein Besmerhuus.

Was sind deine schönsten Erlebnisse der letzten Jahre mit unseren Klienten in der Wald- und. Grüngruppe gewesen? Was findest du aber auch herausfordernd?

Als Waldmensch (Fachperson Wald) habe ich mich Dank meiner vielfältigen Lebenserfahrungen schnellan die neue „Klientel“ gewöhnt. Da- bei geholfen haben mir auch einige BegleiterInnen (Fachpersonen Betreuung). Am meisten gelernt habe ich jedoch von den Menschen vom Besmerhuus selber. Immer wieder spannend ist es, auf die Tagesform der Menschen zu reagieren, an bestehenden Herausforderungen anzupassen und einen Weg zu finden, dass die Arbeit getan werden kann, die Men-schen zu fordern und zu motivieren ist mein tägliches Brot.

Eine offensichtliche positive Entwicklung hat meiner Beobachtung nach zum Beispiel Marco gemacht. Vor 4 Jahren konnte er nur unsicher (selbständig) gehen auf der Waldstrasse, inzwischen ist er regelmässig selbst im Wald unterwegs, klettert über Asthaufen und schlägt sich durchs Gebüsch… bis jetzt haben wir ihn immer wieder gefunden, auch dank seiner „Urschreie“ (Laute und sehr individuellen sprachlichen Ausdruck, es tönt oft wie Urschreie…, was ja im Wald angemessen ist. Anmerkung der Redaktion). Auch tut allen Anderen die frische Luft und die physische Arbeit gut und immer wieder sagen die begleiteten Mitarbeitenden am Mittag: «Heute haben wir gut gearbeitet».

Was sind deine persönlichen Aussichten und Perspektiven?

Ich erfreue mich immer wieder an der Arbeit im Wald, der Koordination zwischen Förster und der Waldgruppe. Dieser letzte Jahreszyklus (Anmerk. Redaktion: Markus wird 2024 pensioniert) ist Freud und Leid, Kälte und Schweiss, Sonne und Regen, alles was halt dazugehört. Auch in Zukunft wird man mich immer wieder mal im Wald antreffen und vielleicht lauf ich dann ja Marco über den Weg….

Was gibst du der Wald- und Grüngruppe für die Zukunft mit auf den Weg?

Ich hoffe, dass das Waldprojekt eine Zukunft hat. Ich bin überzeugt von der heilenden Wirkung des Waldes. Dort zu arbeiten ist ein Privileg und zudem ist die Arbeit sinnvoll und gemeinnützig.

Damit der Forstbetrieb sich auf diese Zusammenarbeit einlässt, braucht es Kontinuität bei der Begleitung, auch wenn die Tätigkeiten einfach scheinen, ist die Organisation im Jahreswechsel immer wieder anders; welches Werkzeug braucht es an welchem Ort, wo sind die Neophyten zu finden etc. ect.

Vielen Dank Markus für das Interview. Ich persönlich schätze die vielseitigen Aufgaben und Aufträge im Wald. Hier eine kleine Aufzählung: Schlagräumungen nach Forstarbeiten, Schneeräumdienst im Winter war auch schon einmal dabei, Neophytenbekämpfung im Sommer, nicht zu vergessen die Bildungsgeschichten und Antworten auf Fragen, die nebenher gestellt werden, wie z.B. der Wald funktioniert etc. Ich bin nicht wöchentlich dabei, aber immer mal wieder in regelmässigen Abständen. Ich habe dich immer als zuverlässigen und verlässlichen Partner erlebt. Ich möchte mich auf diesem Weg bei dir für die Zusammenarbeit und deinen Einsatz im Namen vom Besmerhuus bedanken. Bis zu deiner Pensionierung haben wir ja noch einige Monate zusammen und gehen in eine Übergangszeit. Wir werden sicher mit der Wald- und Grüngruppe versuchen das Angebot oder ähnliche Tätigkeiten für unsere Bewohner und begleiteten Beschäftigten aufrecht zu erhalten. Also vielen Dank für deinen Einsatz der letzten vier Jahre!